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Schlosstheater im Neuen Palais



Dieses reizvolle Rokokotheater ist eines der wenigen noch erhaltenen Theater aus dem 18. Jahrhundert, das regelmäßig bespielt wird. Die alte Bühnentechnik ist nicht mehr vorhanden.

Der Zuschauerraum wurde in Anlehnung an das Knobelsdorffsche Theater im zerstörten Potsdamer Stadtschloß gestaltet. Die Sitzreihen im Parkett steigen amphitheatralisch an. Das Theater hatte kein festes Schauspieler- bzw. Opernensemble. Zu Hoffesten engagierte man französische oder italienische Künstler. Zur deutschen Kunst hatte Friedrich ein gestörtes Verhältnis. Mit der Bemerkung, er ließe sich lieber von einem Pferd etwas vorwiehern, als von einer deutschen Sängerin etwas vorsingen, lehnte er zunächst die berühmte Johanna Schmeling, die Mara ab, bis er sich von der Qualität ihrer Stimme überzeugt hatte. Sie trat mit dem Kastraten Conciliani 1771 in Hasses Oper »Piramo e Tisbe« im Schloßtheater auf. Ein weiterer Höhepunkt war 1775 ein Gastspiel des Franzosen Le Kain. Das Theater ist nur während der Aufführungen zugänglich.

Antikentempel

Der Antikentempel wurde in Anlehnung an das Pantheon in Rom gestaltet. Er diente Friedrich dem Großen zur Aufbewahrung eines Teils seiner Antikensammlung. Seit 1921 wird er als Mausoleum für die kaiserliche Familie genutzt.

Freundschaftstempel

Friedrich der Große ließ ihn zum Andenken an seine Lieblingsschwester Wilhelmine errichten.

Schloss Charlottenhof

Friedrich Wilhelm III. kaufte 1825 das Gelände südwestlich des Parkes Sanssouci für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (IV.) nach dessen Heirat mit Elisabeth von Bayern. Karl Friedrich Schinkel (1781 bis 1841) bekam den Auftrag, das bereits vorhandene Gutshaus zum Schloß Charlottenhof umzubauen.Es wurde so nach einer früheren Besitzerin, Charlotte von Gentzkow, benannt. Der Architekt schuf mit diesem „Schloß" eine in allen Feilen bürgerlich anmutende klassizistische Villa mit biedermeierlich eingerichteten Wohnräumen. Obwohl die Räume einen so wohnlichen Charakter tragen, hat Friedrich Wilhelm fast nie hier gelebt.

Peter Joseph Lenne (1789 bis 1866) oblag die Aufgabe, aus dem vorher landwirtschaftlich genutzten Gelände einen Garten zu zaubern. Er verwendete die drei Hauptelemente des englischen Landschaftsgartens Baum, Wiese und Wasser so, daß der Eindruck einer natürlich gewachsenen Landschaft entsteht. Dabei ist kein Baum, kein Strauch zufällig an seinem Platz, keine Bodenbewegung des vorher völlig flachen Geländes ist ohne gestalterische Bedeutung. Durch einen Drive, einen um den ganzen Parkteil laufenden Weg und durch weite Sichtachsen hat Lenne den alten Sanssoucipark mit dem neuen Teil verbunden. Um das Schloß ist der Garten in eine Ost-West-Achse eingebunden und geometrisch gestaltet.

Für Friedrich Wilhelm IV. war Charlottenhof ein geistiges Abbild von Siam, dem „Land der Freien". Dementsprechend beinhaltet die Gestaltung des Schloßbereiches, das Haus mit einbeziehend, eine Vielzahl philosophischer Momente, die sich dem Betrachter nicht auf den ersten Blick erschließen können.

Römische Bäder

Die Gebäudegruppe der Römischen Bäder ist die gestaltgewordene Italiensehnsucht des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Die Villa mit Turm diente dem Hofgärtner für diesen Bereich als Wohnhaus, daneben liegt durch die Große Laube verbunden, das Gehilfenhaus. Vom Innenhof aus gelangt man durch die Arkaden in das eigentliche Römische Bad. Es ist in Teilen einem römischen Wohnhaus nachgebildet, diente jedoch nie Wohnzwecken, sondern als museale Stätte der Erinnerung an Italien. Die Bepflanzung der Beete im Innenhof als „italienische Kulturstücke" mit Mais, Hanf, Tabak, Artischocken unterstreicht den Charakter der Anlage. Den Pavillon am Maschinenteich nutzte Friedrich Wilhelm IV. als Teeplatz.

Orangerie

Nach seiner Thronbesteigung 1840 plante Friedrich Wilhelm IV. unter anderem auch den Bau einer gewaltigen Triumphstraße zu Ehren Friedrichs des Großen nördlich des Parkes Sanssouci. Sie sollte am Triumphtor unterhalb des Weinberges in der Schopenhauerstraße beginnen und am Belvedere auf dem Klausberg enden. Das Triumphtor und die Orangerie sind die einzig realisierten Bauten des Projektes. Nach zahllosen eigenhändigen Skizzen des Königs und immer wieder geänderten Plänen seiner Baumeister erhielt die Orangerie schließlich ihre heutige Gestalt. Die Italiensehnsucht des Königs ließ auch für diesen Bau Vorbilder in Rom und Florenz finden. Der Mittelbau mit der Doppelturmanlage orientiert sich an der Villa Medici in Rom und die Gestaltung der Eckbauten zitiert den Durchgang der Uffizien zum Arno. In den langgestreckten Pflanzenhallen überwintern die Gewächse, die im Sommer den südländischen Eindruck der Anlage noch verstärken.

Im Inneren des Mittelteils der Orangerie befinden sich hinter dem mächtigen Säulenhof Schloßräume, die im Stil des zweiten Rokoko eingerichtet wurden. Sie waren als Gästewohnungen für den Zaren Nikolaus und Alexandra Feodorowna gedacht. Die Zarin war die Lieblingsschwester Friedrich Wilhelms IV., Charlotte, die mit der Heirat ihren Namen ablegte. Im Zentrum des Mittelbaues befindet sich der über mehrere Geschosse reichende Raffaelsaal nach dem Vorbild der Sala Regia im Vatikan. Er beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Kopien deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts nach Gemälden von Raffael, die auf den mit roter Seide bespannten Wänden in schweren vergoldeten Rahmen in dichter Hängung ein beeindruckendes Bild bieten. Die Sammlung wurde von Friedrich Wilhelm III. begonnen. Friedrich Wilhelm IV. griff den Gedanken auf und schuf diesen Saal zur Ehrung des Werkes von Raffael. In der Galerie unterhalb der Doppelturmanlage finden im Sommer Wechselausstellungen statt.

Sizilianischer Garten und Nordischer Garten

Die beiden in sich abgeschlossenen Gartenteile sind regelmäßige Anlagen, wie sie bei Lenne sonst meist in direkter Beziehung zu Gebäuden gestaltet werden. Der Nordische Garten sollte als Bestandteil der Triumphstraße ein Casino erhalten, realisiert wurde an der Stelle jedoch nur eine Grotte mit darüberliegendem Altan. In diesem Gartenteil wurden überwiegend Nadelgehölze gepflanzt. Während der Nordische Garten eine ernste Stimmung vermittelt, erstrahlt der Sizilianische Garten in südlicher Heiterkeit mit seinen Palmenkübeln, blühenden Myrthen, Lorbeer, afrikanischen Schmucklilien, Korallensträuchern, bunten Sommerblumen und leise plätschernden Fontänen.

Friedenskirche

Die Friedenskirche ist Ausdruck der tiefen Religiosität Friedrich Wilhelm IV. und der Name Symbol für seine Sehnsucht nach Erneuerung der Gesellschaft zu einer Glaubensgemeinschaft. Er glaubte, seine religiösen Vorstellungen am besten durch die Bezugnahme auf frühchristliche Bauwerke zum Ausdruck bringen zu können. So finden sich denn in der Friedenskirche gleich zwei römische Vorbilder: für den Glockenturm der Campanile der Kirche S.Maria in Cosmedin und für die Kirche selbst S. Clemente. Der Baumeister hat in Anlehnung an die frühchristlichen Kirchen mit den benachbarten Gebäuden des Predigerhauses und des Marlyschlosses, mit dem Kreuzgang, dem Säulenhof vor der Kirche sowie dem überdachten Säulengang am Wasser ein ganz eigenes, romantisch anmutendes Architekturensemble geschaffen, das einen Riegel zur hektischen Stadt bildet und auf die Erlebniswelt des Parkes einstimmt. Die Ostseite der Kirche wird von dem künstlich angelegten Friedensteich und dem Friedensgarten gerahmt, während die Fassade der Westseite in den Marlygarten überleitet. Peter Joseph Lenne" hat aus dem ehemaligen Küchengarten Friedrich Wilhelms I. auf kleinster Fläche einen der schönsten Landschaftsgärten geformt. Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth haben in der Gruft der Friedenskirche ihre letzte Ruhe gefunden. In dem von Julius Raschdorf (1823 bis 1914) erbauten Mausoleum an der Nordseite des Säulenhofes wurden Kaiser Friedrich III. und dessen Gemahlin Victoria beigesetzt.

 

 

Keine Metropole Europas hat in ihrem Zentrum so große Flächen für den ruhenden Verkehr. Wären nicht der Dom und das Alte Museum, könnte man an ein riesiges Einkaufszentrum am Stadtrand denken.

Die preußischen Soldatenkönige würden sich über das weite Aufmarschgelände freuen. Noch Ende des 18. Jahrhunderts sah es um das Stadtschloß ähnlich aus. Sandige Freiflächen, über die sich die Touristen beklagten. Man erblicke nichts, was an die Vergangenheit erinnere, schrieb Madame de Staël Anfang des vorigen Jahrhunderts über Berlin. „Man spürt hier weder das Gepränge der Geschichte des Landes noch des Charakters der Einwohner."

Gian Lorenzo Bernini und Giuseppe Valadier, Jacques-Ange Gabriel, Francois Mansart und Christopher Wren haben den europäischen Metropolen Rom, Paris und London ein unverwechselbares Gesicht gegeben. Berlin bekam das seine erst im 19. Jahrhundert durch Karl Friedrich Schinkel. Geblieben sind davon nur noch einzelne Bauwerke. Schinkels Gesamtkonzept für das Berliner Zentrum ist für immer zerstört. Begonnen hat damit Wilhelm II., der in seinem Haß gegen den unpathetischen, unmartialischen und sanften Baumeister viele seiner Gebäude abreißen oder vernachlässigen ließ. Vollendet haben das Zerstörungswerk Adolf Hitler und Albert Speer, Bomben und vor allem die Architekten des Arbeiter-und-Bauern-Staates. In ihrem frühen Wahn, Preußen dem Erdboden gleichzumachen, haben sie mit ihrer spießigen Ästhetik die Abrißbirne prompt an der falschen Stelle angesetzt.

Was den sozialistischen Stadtplanern nicht behagte, war Schinkels Modernität, die schon am Anfang des 19. Jahrhunderts das Bauhaus des 20. Jahrhunderts ahnen ließ. Stein des Anstoßes war vor allem Schinkels Bauakademie am Werderschen Markt, das provozierendste Gebäude seiner Zeit. Ein fast schmuckloser Backsteinquader mit großen Fensterflächen, Synthese zwischen Gotik, Klassik und mittelenglischer Fabrikhalle. Walter Gropius und Mies van der Rohe, dessen neue Nationalgalerie an der Potsdamer Brücke eine Hommage an Schinkel ist, haben sich von dem Bauwerk inspirieren lassen. Die Berliner und Kaiser Wilhelm verachteten es. Die DDR ließ die von den Bomben kaum beschädigten Außenmauern 1961 abreißen und stellte ihr Außenministerium auf das Grundstück. Im Zentrum sind von Schinkels Berlin nur noch das Alte Museum, die Neue Wache Unter den Linden und die von Schinkel wenig geliebte Friedrichwerdersche Kirche geblieben.

A1s Schinkel 1817 seinen Traum von Berlin in einem Generalbebauungsplan für die preußische Hauptstadt König Friedrich Wilhelm III. vorlegt, liegt bereits über die Hälfte seines Lebens hinter ihm, denn der Mann ist Pechvogel und ungewöhnlicher Karrierist zugleich. Geboren 1781 in Neuruppin, hat er mit neunzehn Jahren schon alle Bezugspersonen in seinem Leben verloren. Als er sechs ist, stirbt seinVater, ein Superintendent, an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, nachdem er bis zur totalen Erschöpfung beim Löschen eines gewaltigen Stadtbrandes geholfen hat. Das Feuer vernichtete auch Schinkels Elternhaus und den gesamten Familienbesitz. Zehn Jahre später stirbt der Bruder in Berlin, wohin die Mutter wegen der besseren Ausbildungsmöglichkeiten für die Kinder gezogen ist. 1800 muß Karl Friedrich seine Mutter begraben und im selben Jahr stirbt sein Lehrer Friedrich Gilly, der geniale Architekt, Oberbaudirektor und erste Professor an der neugegründeten Bauschule.

Schinkel ist am Ende. Obwohl Gilly ihn dem Hof als seinen Nachfolger und geistigen Erben empfohlen hatte, flieht er mit einem kleinem Legat, Erspartem und Erborgtem für zwei Jahre nach Italien. Seine Berichte und Briefe von dort sind das erste, was der bedeutendste Baumeister Preußens an Schriftlichem hinterlassen hat. Wir lernen ihn darin kennen als Nörgler, Sauertopf, Pingel und Saubermann.

Schinkel ärgert sich über Unsauberkeit und Betrügereien, über Trinkgelder und schlechtes Essen, über Lohnkutscher, Banditen und Ungeziefer. Er hat Angst vor Entführung durch arabische Terroristen, die Siziliens Küsten beunruhigen. Er hat Augen für schöne Mädchen und Lust auf Eis, die griechischen Tempel interessieren ihn wenig, und den schiefen Turm hält er für den Scherz eines mittelalterlichen Baumeisters. Er rennt ständig in öffentliche Bäder und ist entsetzt, wenn man ihm zum Bad Damen anbietet. In Panik gerät er, als seine Sachen vor Genua in Quarantäne genommen werden und er wochenlang nicht die Unterwäsche wechseln kann. Verschmutzt von der Reise, wagt er nicht, sich vor honetten Leuten zu zeigen.

Aber das alles ist Nebensache. Rom nimmt ihn gleich gefangen und bleibt für ihn Vorbild und Traumbild der idealen Stadt. Im Kreis der deutschen Künstlerkolonie wird der Preuße locker und zecht Abende und Nächte durch. Im eingeschworenen Club der Rom-Deutschen, an dessen Spitze damals Wilhelm von Humboldt steht, ist er willkommen, und die Rom-Connection wird ihm auch später in seiner Beamtenkarriere und bei Goethe weiterhelfen. Noch zweimal fährt er nach Italien, um sich vom Alltagsstreß zu erholen und sich inspirieren zu lassen, zuletzt mit Frau und Kindern.

In Italien hat er sich selbst zum Landschaftsmaler ausgebildet. In dem Fach bleibt er Autodidakt und erreicht dennoch, abgesehen von technischen Ungeschicktheiten bei der Konservierung der Farben, das Niveau Caspar David Friedrichs und Carl Gustav Carus'. Zu Hause erwarten ihn Enttäuschungen. Er platzt vor Ideen, entwirft gotische Dome auf Felsenküsten. Gespenstische Kathedralen und märchenhafte Denkmale spuken durch seinen Kopf, aber er darf nur die Wirtschaftsgebäude von ein paar Rittergütern im Märkischen renovieren. Berlin wird von den Franzosen besetzt, 1806 marschiert Napoleon durchs Brandenburger Tor. Der Hof ist im Exil in Königsberg.

Schinkel schlägt sich als Schausteller, Dekorateur und später als Bühnenbildner durch. Auf Weihnachtsmärkten zeigt er großflächige Panoramen mit beweglichen Figuren; Klaviermusik, Lichteffekte und Chöre begleiten die Spektakel. Die Berliner sind begeistert. Es geht um politische Sensationen: Napoleons Siege und Niederlagen, den Brand von Moskau, die Völkerschlacht zu Leipzig, Elba und St. Helena, Konstantinopel und Jerusalem auf dreißig Meter langen und fünf Meter hohen kreisförmig aufgestellten Wänden. „Der Effect des Feuers ist vortrefflich", heißt es über Moskaus Untergang in den Berlinischen Nachrichten. „Um die Einbildungskraft noch mehr in Anspruch zu nehmen, hört man, während der Musik, die, auf dem Fortepiano, der Flamme gleich, wirbelt und rollt, abwechselnd Kanonenschüsse."

Vom Jahrmarkt zum Theater ist es nur ein kleiner Schritt. Schinkels Szenenbilder zu Mozarts „Zauberflöte" sind bis heute unübertroffen. Er stattet E.T.A. Hoffmanns Oper „Undine" aus, Opern von Carl-Maria von Weber, Willibald Gluck und Christoph Spontini. Schinkel ist ein Allround-Genie. „Seine musikalische Begabung war groß", schreibt Theodor Fontäne, „nachdem er eine Oper gehört hatte, spielte er sie fast von Anfang bis zu Ende auf dem Klavier nach."

Der Hof wird nach seiner Rückkehr auf Schinkels Dekorationstalent aufmerksam und bestellt ganze Inneneinrichtungen und Ausstattungen für Feste. Keine Tapete, keine Sessellehne, keine Gußform kommt ohne sein Zutun auf den Markt. Er ist der erste Designer Europas. Selbst der Befreiungskriegsorden (das Eiserne Kreuz) und die Berliner Straßenschilder sind von Schinkel entworfen. Schließlich macht ihn der König zu seinem obersten Baubeamten und Denkmalpfleger.

Rom ist in seinem Kopf geblieben, aber Schinkel überträgt die Architektur dieser Stadt nicht einfach auf Berlin und Potsdam, sondern integriert charakteristische Einzelheiten der klassischen Antike, der Renaissance und des italienischen Landhausstils vorsichtig in das Ambiente der preußischen Hauptstadt und der Gartenlandschaften um Potsdam.

Mit sechsunddreißig erhält Schinkel seinen ersten großen Bauauftrag, die Neue Wache Unter den Linden. Trotz seiner engen Kontakte mit den Berliner Romantikern, mit Clemens Brentano, mit Achim und Bettina von Arnim, mit Ludwig und Christian Friedrich Tieck, mit Humboldt und den Schlegels, die er allerdings nicht ausstehen kann und in deren Anwesenheit er Migräne bekommt, baut er nicht im Sinne der damals grassierenden romantischen Gotikschwärmerei, sondern nach klassischen Vorbildern. Aber er vermeidet jede sklavische Nachahmung. Dem würfelförmigen Bau, den Schinkel einem römischen Castrum ungefähr nachgeformt hat, setzt er eine dorische Säulenhalle mit Portikus vor und stellt ihn in ein Kastanienwäldchen. Die Bäume an der Neuen Wache sind ebenso unverzichtbarer Teil des Gesamtkonzepts wie die Standbilder Scharnhorsts und Bülows an der Straßenfront.

Schinkel gestaltet nicht nur die unmittelbare Umgebung des Neubaus um, sondern den gesamten Raum zwischen Lindenallee und Schloßvorplatz. Er verbreitert Brücken, schüttet Kanäle zu, pflastert und pflanzt. So wird der Hauptboulevard Berlins, der vorher beim heutigen Standbild Friedrichs des Großen endete und vor der Oper und dem Zeughaus in eine Reihe sandiger Plätze mündete - durchzogen von Gräben und verbunden durch schmale Holzbrücken - zu einer durchgehenden via triumphalis, die vom Tiergarten über das Brandenburger Tor bis zum Dom am Lustgarten reichen soll. Mit seiner Straßenkonzeption fügt Schinkel die einzelnen Prachtbauten am östlichen Ende der Linden zu einem städtebaulichen Kontinuum zusammen, das der Hauptstadt erstmals ein Gesicht gibt. Das preußische Sparta wird zum Spree-Athen oder -Rom.

Der König mit den leeren Kassen und dem Motto auf den Lippen, „je schlichter und einfacher, desto besser", genehmigt nur den geringsten Teil von Schinkels Plänen. Das Ringen zwischen dem spröden Monarchen und dem phantasiebegabten „grünen" Baumeister dauert ein Leben lang. Viele Schinkel-Experten sahen darin ein Unglück. Aber Schinkel entfaltet seine größte Erfindungskraft gerade dort, wo er von den Umständen am meisten eingeschränkt wird. Letztlich setzt er - insgeheim und nach jahrelangen, mit diplomatischem Geschick geführten Verhandlungen - durch, dass Berlin bald von ihm geprägt ist.

Als Pendant zum großen Boulevard entsteht der Platz um den Lustgarten, ein ungestaltetes Parkstück, von Gräben durchzogen. Hier baut Schinkel den barocken Dom klassizistisch um, pflanzt Kastanien, die unansehnliche Gebäude verdecken, und baut als Gegenstück zum Schloß sein Neues (heute das Alte) Museum, eine der ersten Institutionen dieser Art in Europa. Museum und Platz verbinden - bis der Platz von den Nazis planiert wird - Elemente des Perraultschen Louvre-Flügels, des Palais de Luxembourg mit Gartenanlage und des römischen Pantheons.

Schinkels neues Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, heute Platz der Akademie. Unterliegt zahllosen, einander widersprechenden Beschränkungen und Auflagen durch den Bauherrn: billig und viel, bescheiden und repräsentativ, Theater, Konzertsaal, Probebühnen, Verwaltung, alles auf engstem Raum und dennoch großzügig. Schinkel löst alle Probleme, verbindet die barocken und klassizistischen Domfassaden durch „griechische Formen und Constructionsweisen" seiner Theaterfront und schafft einen der schönsten Plätze Berlins, den sogar die SED nicht zerstören wird und den man zu Honeckers Zeit behutsam rekonstruiert. Bevor das Publikum bei der Einweihung 1821 dem Prolog lauscht, den Goethe eigens zu diesem Anlaß geschrieben hatte, sieht es auf dem Eisernen Vorhang ein von Schinkel gemaltes Panorama: Gendarmenmarkt mit Schauspielhaus, rechts und links die Kuppeln der Dome, im Hintergrund die Kuppeln der Stadt Berlin, einer Stadt, die der Skyline von Rom um einiges ähnlicher geworden ist.

Berlin - ein preußisches Rom, Potsdam - ein preußisches Tuskulum, das waren Schinkels Träume. Neogotisch hat er nur auf Befehl gebaut. Die Friedrichwerdersche Kirche, Schinkels „gotisches Schmerzenskind", von dem Heine annimmt, es sei „nur aus Ironie" dort hingestellt, hat in ihrem ersten Entwurf einen frei stehenden Campanile und ein als Basilika gestaltetes Haupthaus. Schinkel beugte sich dem Druck von oben, aber er baute eine englische College chapel und mischte sie mit klassizistischen Elementen.

In Potsdam konnte er seiner Phantasie freien Lauf lassen und baute für den Prinzen Carl l in Klein-Glienicke das Schloß und für den Kronprinzen, den späteren König Friedrich Wilhelm IV., im Park von Sanssouci Landschlösser und Gehöfte von mediterraner Leichtigkeit und Heiterkeit, die Römischen Bäder und den Charlottenhof, die der Havellandschaft südliche Akzente geben. Schinkels Potsdamer Schüler Ludwig Persius und die Landschaftsgärtner Peter Josef Lenne und Fürst Pückler verwandelten Potsdam und Umgebung in eine italienische Landschaft mit weißen Patriziervillen, romantischen Burgen und toskanischen Türmen: Schinkels Italien in der märkischen Sandwüste. Man träumt vom Blau des Mittelmeers und schaut über Türme und Kuppeln, als stünde man auf dem Dach der Villa Medici.

Schinkels Träume gingen weiter. Er plante für den ersten König der von den Türken befreiten Griechen, den Bayern Otto I, einen Palast auf der Akropolis und für die russische Zarin, eine Tochter des Preußenkönigs, auf einem Abhang der Krim über dem Schwarzen Meer das Sommerschloß „Orianda". Die Blätter, auf denen er seine utopischen Phantasien in aller Farbenpracht ausbreitete, rufen noch heute beim Betrachter eine unwiderstehliche Sehnsucht hervor, in diesen Räumen zu leben.

Einer von Schinkels vielen Träumen ging tatsächlich in Erfüllung, wenn auch erst postum und nicht in Berlin, sondern in Potsdam: ein Kirchenbau, dessen Kuppel vom Stahlmagnaten August Borsig hergestellt -die Havellandschaft beherrschen sollte wie Bramantes und Giacomo Della Portas Peterskuppel die campagna, Filippo Brunelleschis Florentiner Kuppel das Arnotal und Christopher Wrens Kuppel von St. Paul's die Londoner City. Potsdams Nikolaikirche brachte den überforderten von morgens um fünf bis tief in die Nacht schuftenden Architekten zur Verzweiflung. Für die Kuppel war zu seinen Lebzeiten kein Geld da. Das einfache Dach aber ruinierte die Akustik so sehr, dass der König bei der Einweihung laut von einer Dorfkirche sprach.

Schinkel starb aufgrund totaler Überarbeitung nach einem Schlaganfall und einjährigem Koma in den Räumen über seiner Bauschule am 9. Oktober 1841. Die Hohenzollernträumten noch eine kurze Weile vom märkischen Italien. Und Friedrich III., der letzte Romantiker des Hauses, der nur für wenige Monate 1888 auf dem Kaiserthron saß, meinte beim Anblick von Palermo, es sei eigentlich alles wie in Potsdam. Heute stehen die Chancen für Berlin wieder gut. Die Kassen sind leer. Es kann nicht alles gebaut werden, was geplant wird. Jetzt fehlt nur noch ein Genie wie Schinkel.

 

Volker Schielke:

Die Schicksale der Friedensgöttin

 

Es ist ein Berliner Wahrzeichen geworden, das massive Tor mit dem trabenden Viergespann und der grazilen Göttin, die die edlen Rosse bändigt. »Die gute Frau hat auch ihre Schicksale gehabt«, meinte einst Heinrich Heine in einem Brief aus Berlin, »man sieht's ihr nicht an, der mutigen Wagenlenkerin.« Wie wahr: Gespann und Lenkerin haben ihre Schicksale gehabt, und das schrecklichste konnte der Dichter nicht vorausahnen. Man sieht es ihr, muß man heute sagen, nicht mehr an, der Friedensgöttin auf dem Brandenburger Tor, für die die schöne Schmiedestochter Ulrike Jury aus dem Berliner Bullenwinkel einmal Modell gestanden. Man sieht sie nicht mehr, die Wunden, die Geschosse geschlagen, die Verstümmelungen, die Granaten hinterlassen hatten. Als sowjetische Soldaten am l. Mai 1945 ihre rote Fahne auf dem Tor hißten, war von Pferden, Wagen und Lenkerin ein kü,,erlicher Schrotthaufen geblieben. Aber sie ist wiedererstanden, die Quadriga, die nach dem Willen des Baumeisters Langhans den »Triumph des Friedens« vorstellen sollte. Sie ist stärker geworden, kraftvoller mit ihrer Neugeburt; stärker das Kupfer, aus dem sie getrieben, kraftvoller der Gedanke, für den sie geschaffen.

Als Heinrich Heine dem Berlin-Besucher empfahl, vor dem Brandenburger Tor stille zu stehen und die Göttin »da oben« zu betrachten, waren erst wenige Jahre vergangen, seit sie auf ihren luftigen Platz zurückgekehrt. Nach dem Sieg über Preußen bei Jena und Auerstedt und Napoleons triumphalem Einzug in Berlin hatte sie dem Korsen, den Berliner Temperament darob einen »Pferdedieb« nannte, nach Paris folgen müssen und acht Jahre im erzwungenen Exil verbracht. Doch was war schon dieser Paris-Aufenthalt der »guten Frau«, wie Heine sie nannte, gegen das traurige Ende, das sie im April 1945 genommen?

Ein »Tor des Friedens« wollte Carl Gotthard Langhans erbauen und auf dem Attikarelief den Sieg des Friedens über den Krieg dargestellt haben. Achtzig Jahre nach der Vollendung des Bauwerks ziehen staubbedeckt Eskadronen und Bataillone durchs Brandenburger Tor, zurückgekehrt aus dem Krieg gegen Frankreich, in dem sie Elsaß-Lothringen für das neue deutsche Reich erobert und die Pariser Kommune im Blut erstickt haben. Die Göttin da oben, die auf den Zug hinunterschaut, an dessen Spitze der in Versailles gekürte Kaiser reitet, wird nun eine des Sieges geheißen.

Noch viele Soldaten wird sie dort unten paradieren sehen, in unterschiedlichsten Uniformen, erst blau und rot mit funkelndem Gold, später dem Felde angepaßtes Grau. Und sie wird Worte von Donnerhall, Schwertgeklirr und Wogenprall vernehmen, hören, dass sie gegen England fahren und siegreich Frankreich schlagen, dass sie schließlich, weil ihnen heute Deutschland und morgen die ganze Welt gehöre, weitermarschieren wollen, bis alles in Scherben fällt. Und dann fällt ja auch sie.

Zweimal in diesem Jahrhundert sieht unsere Göttin Soldaten hinausziehen, die Welt, zumindest große Teile von ihr, zu erobern; zweimal geht von dieser Stadt, von diesem Land ein furchtbarer Krieg aus. Die Liaison zwischen Militär, das mit Glanz und Gloria paradiert, und Kapital, das auf Schaustellung meist verzichtet, kostet die Völker unsäglich viel Leid und Blut.

Doch unsere Göttin hat auch andere Züge durchs Brandenburger Tor kommen sehen, Menschen, die rote Fahnen trugen, die Arbeit forderten und Brot und Völkerfrieden. Während des Krieges, in dem das imperialistische Deutschland geboren wurde, sandten sie ihren französischen Klassengenossen Botschaften des Friedens und der Freundschaft. »Diese einzige große Tatsache, ohnegleichen in der Geschichte der Vergangenheit«, bemerkte dazu der Mann in London, der dem Kampf der Arbeiter das wissenschaftliche Fundament gab, »eröffnet Aussicht auf eine hellere Zukunft. Sie beweist, dass, im Gegensatz zur alten Gesellschaft mit ihrem ökonomischen Elend und ihrem politischen Wahnwitz, eine neue Gesellschaft entsteht, deren internationales Prinzip der Friede sein wird, weil bei jeder Nation dasselbe Prinzip herrscht — die Arbeit!«

Als unsere Göttin nach ihrem schwersten Schicksalsschlag wiedergeboren wurde, waren jene die Bauherren des Brandenburger Tores, die sich im Kampf für das Glück des Volkes als die Standhaftesten gezeigt und unter faschistischem Terror am meisten gelitten haben. Im Herzen Berlins hatten sie 1918 die Kommunistische Partei gegründet und 1946 die beiden Arbeiterparteien zu einer großen Kraft vereint. Nun errichteten sie auf deutschem Boden jene Gesellschaft, von der Karl Marx gesprochen hatte. Das Prinzip Friede wußten sie zu verteidigen; nicht zuletzt als andere davon träumten, dass die Bundeswehr mit klingendem Spiel durchs Brandenburger Tor ziehen könnte. Am 13. August 1961 schufen sie an der Staatsgrenze klare Verhältnisse. Sie retteten den Frieden und erteilten eine Lektion in politischem Realismus. Zu Füßen der Friedensgöttin scheiterte Politik der Stärke, zerbarsten gefährliche Illusionen, wurde anderen Einsicht vermittelt, dass es zu friedlicher Koexistenz keine akzeptable Alternative gibt. Könnte unsere Göttin reden, sie würde zu solcher Vernunft mahnen. Und kennte sie den Heine, sie würde meinen, es sei nun des schlimmen Schicksals genug gewesen.

 

Brandenburger Tor

Am Ende des 18. Jahrhunderts entstand das Brandenburger Tor, das zu dem bestimmenden Bauwerk der Straße Unter den Linden und zum weltbekannten Symbol der Stadt Berlin werden sollte. Dieser Bau war Teil des vom Minister von Woellner aufgestellten Planes zur »Verschönerung der Residenzstädte Berlin und Potsdam durch Errichtung vortrefflicher Gebäude«, der von ihm anläßlich einer Tagung der Akademie der Künste am 16. August 1769 vorgetragen wurde. Auf dieser Tagung wurde auch das Modell des neuen Tores gezeigt. Beauftragt mit dem Entwurf und der Durchführung war der Architekt Karl Gotthard Langhans d. Ält. Vorbild des Tores waren die Propyläen auf der Akropolis in Athen. Den Entwurf für die das Tor krönende Quadriga fertigte der Bildhauer Gottfried Schadow an. Das neue Brandenburger Tor sollte ein Symbol des Friedens werden und den Namen Friedenstor erhalten. In Wirklichkeit war das gesamte künstlerische Programm auf die Siege der preußischen Truppen unter Friedrich II. ausgerichtet. Das kam sowohl in der Gestaltung der Quadriga als auch im Inhalt der Reliefs und Plastiken zum Ausdruck.

Der alte Bau wurde 1788 abgebrochen und der Neubau sofort begonnen. 1790 waren die Steinmetzarbeiten abgeschlossen. Hinsichtlich der technischen Ausführung ist vielleicht die Notiz interessant, daß der oben schon erwähnte Minister von Woellner anordnete, daß sämtliche Sandsteine mit Käsekitt gedichtet und mit Laugekalkfarbe »abgefärbt« werden sollen. Das Tor hatte dadurch einen weißen Farbanstrich erhalten, ein Umstand, der bei späteren Restaurierungsarbeiten immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten führte. Die Gesamtkosten für den Bau ohne Quadriga betrugen 110.902 Thaler 20 Groschen, 10 Pfennige. Das Tor war ohne Feierlichkeiten am 6. August 1791 eröffnet worden. Der Grund dafür war die Abwesenheit des Königs und weil es aus Sicherheitsgründen nicht zweckmäßig erschien, die Gerüste länger stehenzulassen. Zu dieser Zeit waren aber weder die Quadriga noch die Plastiken und Reliefs, die innerhalb des Tores ihren Platz finden sollten, fertiggestellt. Auch fehlte noch die entsprechende Beleuchtung. Im Jahre 1789 fand die erste Konferenz mit Langhans, Schadow und dem Kupferschmied Jury statt, die über die Ausführung des »Char du Triomphe« beriet. Man beschloß, für die vier Pferde nur zwei verschiedene Modelle zu machen, bei den anderen zwei veränderte man lediglich die Kopfstellung. Das brachte eine erhebliche Minderung an Arbeitszeit und Kosten. Bei der Ausführung — die Gruppe wurde aus Kupfer überein Holzmodell getrieben — gab es Schwierigkeiten mit der technisch-künstlerischen Durchführung. Es fanden sich wohl auch nicht die richtigen Handwerker, die Schadows Entwürfe zufriedenstellend ausführen konnten. Nach der Fertigstellung stellte man fest: Die Viktoria „... ist im Ganzen gut gearbeitet, mit den Pferden verglichen aber etwas zu groß. Sie hat 121/2 Fuß Höhe (4,00 m) und die Pferde nur 12 Fuß (3,84 m) vom Huf bis zur Spitze des Ohres. Da aber von der Figur durch den Vorderteil des Wagens mehr als die Hälfte bedeckt wird, so kann dieses Mißverhältnis nicht bemerkt werden.« Die Quadriga wurde von Potsdam aus, hier befand sich die Werkstatt von Jury, auf dem Wasserweg nach Berlin transportiert. Der Schiffer erhielt für »die Herschaffung der 4 kupfernen Pferde, Triumphwagen und Friedensgöttin 40 Thaler«. Zunächst hatte man die Absicht, die Quadriga zu vergolden, der König lehnte es aber, wahrscheinlich aus Sparsamkeitsgründen, ab und ordnete an, daß die Quadriga ihre natürliche Farbe behalte. Die Viktoria war nach griechischem Vorbild nur wenig bekleidet. Nachdem die Gruppe bereits auf dem Tor befestigt worden war, machte Schadow selbst, vermutlich unter dem Druck des Hofes, den Vorschlag, der Göttin ein »fliegendes Gewand« zu geben, »indem die Akademie der Künste, als das Publikum der Ansicht wären, daß sie von hinten so steif und kahl aussähe«. Bei der Anlegung des Gewandes hat man wahrscheinlich auch die Beine abgenommen, da sie bei einer Durchsicht der Plastik 1908 nicht mehr vorhanden waren. Auch das von der Viktoria gehaltene Siegeszeichen wurde noch während der Montage verändert. Ursprünglich bestand es aus einem an einem Speer befestigten Helm, einem Brustpanzer und zwei Schilden, statt dessen erhielt sie einen Speer, der mit Adler, Kreuz und Eichenkranz bekrönt war. Im Jahre 1794 wurden die beiden Figuren Mars und Minerva in den seitlichen Nischen des Tores aufgestellt. Der Mars, für den Gottfried Schadow das Modell gemacht hat, ist heute noch im Original erhalten, die Minerva wurde zerstört. Die heute an ihrer Stelle stehende Plastik ist bereits die zweite Kopie. Bei der Eröffnung 1791 waren die Metopen der einzige Bildhauerschmuck, der schon eingebaut war. Das Relief an der Basis der Quadriga mit dem Zug des Friedens und die 22 Reliefs in den Durchfahrten wurden zwischen 1792 und 1795 von den namhaftesten Berliner und Potsdamer Bildhauern nach Zeichnungen des Malers und Akademiedirektors Rode ausgeführt. Sie hatten die Sage des Herkules als Symbol für Kraft und Heldentugend zum Inhalt.

Die erste gründliche Renovierung fand bereits 1804 statt. Dabei erhielt das Tor einen neuen Anstrich, der nicht den Vorstellungen der Berliner entsprach. Julius Voß, ein zeitgenössischer Schriftsteller, schrieb 1811 dazu: »Das Brandenburger Thor können die Baumeister nicht auf sich beziehen, weil es eine Kopie ist, ihr Geist hat sich aber späterhin daran verkündet, wo sie, statt der weißen, den Marmor nachahmende Farbe, die gegen das Baumgrün des Thiergartens so idealisch leuchtete, es mit einem ekelhaften Caffee au lait besudelten, das auch nicht einmal einer gemeinen Steingattung entspricht und dem Eingang in die schönste Straße Europas alle Würde nahm«.

Welche Symbolbedeutung dem Tor auch im Ausland beigemessen wurde, beweist der Befehl Napoleons nach dem Einmarsch in Berlin 1806, die Quadriga abzubauen und nach Paris zu schaffen. Sie wurde in 12 Kisten verpackt und wieder auf dem Wasserweg über Hamburg nach Paris gebracht. Napoleon wollte die Quadriga auf einem zu erbauenden Triumphbogen aufstellen lassen, dann sollte sie auf dem Tor St. Denis von Paris ihren Platz finden. Beide Pläne wurden nie ausgeführt. Zunächst wurde die Quadriga von den auf dem Transport erlittenen Schäden restauriert, zusammengebaut und in einem der Säle des Musee Napoleon ausgestellt. Nach dem Einmarsch der preußischen Truppen in Paris wurde die Quadriga wieder in Kisten verpackt und diesmal auf dem Landweg nach Berlin gebracht. Am 30. Juni 1814 wurde sie unter dem Jubel der Berliner wieder auf dem Brandenburger Tor aufgestellt. Auf Befehl des Königs wurde anstelle der alten Trophäe in der Hand der Viktoria eine neue nach der Zeichnung Schinkels angefertigt. Sie zeigte das Eiserne Kreuz, umgeben von einem Lorbeer- und Siegeskranz, darüber einen gekrönten Adler. Bei der Wiederherstellung der Quadriga nach dem zweiten Weltkrieg wurden Adler und Kreuz als Symbol des preußischen Militarismus entfernt.

 

Architektur der Moderne